Failte - Willkommen in Schottland
Ich mag die Schotten und ich liebe
Schottland. Ich kannte weder die Shetland Inseln, noch die Orkneys: Magische
Namen.
Im Jahre 1998 war ich mit meinem Freund Axel dort, vier Wochen durch den Westen
Schottlands. Start war am Loch Lomond, von dort ging auf die Isle of Skye,
weiter über die Inseln Harris/ Lewis nach Stornoway. Zurück fuhren wir über
Ullapool, Inverness, dem Whiskytrail und Aberdeen an der Küste entlang nach
North Shields. Den Nordosten Schottlands mussten
wir aus Zeitgründen auslassen.
Durch dieses Gebiet aber führt die North Sea Cycle Route. Der Weg durch
Schottland beginnt auf den Shetland
Inseln, bringt den Radwanderer weiter
zu den Orkney Inseln. Eine kleine Personenfähre befördert den Reisenden
von Burwick/ Orkney nach John O Groat`s auf dem schottischen Festland. Er
sieht Städte mit sehr schottischen Namen wie Inverness und Aberdeen. Und
die North Sea Cycle Route führt uns durch die Northern Highlands. Norwegen,
Schottland und die Inseln waren der Grund, warum ich mich als Core Rider für
die Northern Opening Tour beworben hatte.
Die Fahrräder werden auf der Fähre Bergen - Lerwick Nordseegerecht
verzurrt.
Der schottische Abschnitt unserer Opening
Tour begann nach einer relativ ruhigen Überfahrt weit nach Mitternacht am Ferry
Terminal von Lerwick, mit kaltem Wind und Nieselregen.
Trotz des ungemütlichen Wetters wartete Lyndon Bracewell, einer unserer
englischen Tour-Guides, um 01.30 Uhr am Ferry Terminal, um uns zum Scottish
Youth Hostel zu bringen. Eine nette Geste, bei dem Sauwetter um diese Uhrzeit
auf eine Handvoll Haudegen aus Spanien, Dänemark, Norwegen, Schottland und
Deutschland zu warten.
Lerwick ist die winzige Hauptstadt der Shetlands.
Die Shetland - Inseln gehören zu Schottland
und sind zusammen mit den ebenfalls schottischen Orkney - Inseln Crossroads der
North Sea Cycle Route im Seegebiet Nordatlantik/Nordsee. Wer herb schöne,
extreme Landschaften mag, sollte
diese Inselgruppen auf keinen Fall versäumen, deren Shetland Pullover und
Shetland Ponys weltweit bekannt sind.
Heißer Tipp für Ornithologen ist die kleine Shetland Insel Noss, ca. 50000
Paare diverser Seevögel brüten hier in den Klippen.
Ansonsten sind Shetland und Orkney unspektakulär hügelig und baumlos grün.
Trotzdem sind die Inselgruppen nicht langweilig. Tauchen Sie ein in die
keltische Vergangenheit der Inseln! Steinkreise, Brochs und die Häuser von
Skara Brae erzählen ihre Geschichten.
Der Hafen von Stromness/ Orkney. Die Fähre im Hintergrund hat
uns dorthin gebracht
Besuchen Sie in Rosebank bei Kirkwall/ Orkney
Highland Park, die nördlichste Whisky Distillery. Dann führt Sie
die North Sea Cycle Route weiter nach Scapa Flow, einer ruhigen Bucht, welche
Schauplatz der letzten Kriege war. 1919 gab hier der deutsche Admiral von Reuter
den Befehl zur Selbstversenkung der internierten kaiserlichen Kriegsflotte. Im
folgenden Krieg ließ Churchill hier, um das Eindringen deutscher Kriegsschiffe
zu verhindern, die heute als Churchill Barriers bekannten Abdämmungen
zwischen den Inselchen von Mainland nach South Ronaldsay bauen. Heute sind die
Churchill Barriers eine bequeme Möglichkeit, von Mainland aus die Fähre in
Burwick nach John O Groats zu erreichen.
Während der Fahrt mit der Pentland Venture über den Pentland Firth können
Sie verschiedene Meeresvögel beobachten und einen letzten Blick auf Orkney
werfen.
Foto: Angel Crespo
Pause an der Churchill - Barrier/ Orkney
Rückblick auf einen Zipfel der Isle of Orkney
Auf der Fähre nach John O Groats
Von John O Groats aus lässt uns
die North Sea Cycle Route erst mal die Luft des Nordatlantiks schnuppern,
zumindest bis Tongue; dort geht es nämlich in die Highlands. Vorher aber gibt
es noch jede Menge faszinierende Küstenlandschaften zu sehen, bei Dounreay können
Sie sich in dem Visitor Center (Tower eines ehemaligen Flugplatzes) über
einen Forschungs - Kernreaktor informieren.
Zwischendurch treffen Sie hin und wieder auf einsame Tea - Rooms mitten in der
Landschaft, Gelegenheiten für Toilette, Tee und Homebaking Cake und Klönschnack,
die Sie nutzen sollten.
Ein Highlight auf der North Sea Cycle Route in Schottland stellt der
Streckenabschnitt zwischen Tongue und Lairg dar. Startpunkt für diese Tagestour
ist die Herberge am Kyle of Tongue. Von dort fahren Sie stundenlang eine gemäßigte
Steigung auf einer völlig einsamen Single Track Road mit phantastischen
Panoramen durch die Highlands. Erste Unterbrechung ist die winzige Ansammlung
von Häusern mit dem Namen Altnaharra, die zweite Unterbrechung sollten Sie sich
auf jeden Fall nicht entgehen lassen. Crask Inn kann man als Alltags-
Restaurant/ Pub/ Accomodation bezeichnen. Hierher kommen die Crofter um die
Mittagszeit um zu essen und sich
einen Whisky zu genehmigen. Ergo gibt es hier genau die richtigen Mahlzeiten für
Radwanderer zu vernünftigen Preisen. Whisky Kennern werden bei dem Anblick
des Regals hinter dem Tresen die Augen übergehen: Sie sind halt in
Schottland...
Wege durch die Highlands
Wenn Sie in Lairg ankommen, fahren Sie besser auf der Parallelstraße zur A 836 westlich des River Shin durch das Achany Glen. Fahren Sie weiter bis zur Eisenbahnbrücke, an der Sie den Fluss überschreiten können und Sie ersparen sich einen langen Umweg zum nächsten Highlight des Tages: Dem Scottish Youth Hostel Carbisdale Castle. Ein richtiges Castle mit Geist, pompöser Einrichtung und allem, was man als schottischer Earl (oder als Radreisender) so braucht.
Carbisdale Castle - von außen...
...und innen
Am nächsten Tag geht es dann wieder zur Nordsee. Hier können Sie mit der
kleinen Nigg Ferry über den Cromarty Firth gelangen, mit
beeindruckender Aussicht auf den Firth mit den Oilriggs (Bohrinseln), die dort
gewartet werden. Auf die Nigg Fähre passen gerade eben ein Auto und eine
Handvoll Fahrräder.
Auf der Nigg - Ferry
Oil - Riggs
Später kommen Sie dann nach Inverness, einer geschäftigen Kleinstadt in der Nähe des berühmten Loch Ness.
Die Route geht dann weiter am Moray Firth
entlang, im Flughafen Restaurant des kleinen Inverness Airport können
Sie eine Pause einlegen, den Gedanken nachhängen und Energie Reserven nachfüllen.
Alle paar Stunden landet oder startet hier ein winziger Airliner vom Typ Avro RJ
85.
Interessant wird es wieder an der Spey Bay, hier gibt es einiges zu
besichtigen (z.B. das Moray Firth Wildlife Centre) und von hier kann man das
Spey Tal hinauf fahren um auf dem Whisky Trail unzählige Destillen zu besuchen.
In Buckie wendet sich die North Sea Cycle
Route wieder in das Landessinnere und Sie durchfahren landwirtschaftliche
Gebiete. Auf dem letzten Teilstück der Strecke nach Aberdeen fahren Sie auf
einer ehemaligen Bahnstrecke, die zwar schön ist, aber wegen der geschotterten
Oberfläche leider streckenweise schwer zu befahren ist.
Am Airport von Dyce beginnt dann die Fahrt durch das aus grauem Granit gebaute
Aberdeen. Als ich 1998 dort ankam, war gerade ein fetter Regenguss
niedergegangen und die Sonne tauchte vor einer dunklen Wolkenwand die Stadt in
ein funkelndes Licht und
leuchtenden Glanz.
Aberdeen ist etwa so groß wie Kiel und von Industrie, Erdöl und Fischfang geprägt.
Die Stadt ist das Verwaltungszentrum der Grampian Region und das bedeutendste
Industriezentrum Nordschottlands.
Aberdeen war das Ziel der Eröffnungsfahrt der North Sea Cycle Route, hier trafen wir die Core Rider der Eröffnungstour durch die Niederlande und England. Auf dem Marktplatz fand nach einer Parade durch die Stadt die Schlussveranstaltung mit der Lady Lord Provost, der Regierungschefin dieser Region, statt. Damit war die North Sea Cycle Route offiziell eröffnet.
Mit dieser Eröffnung wurde auch ein Meilenstein gelegt. Es wurde von den sieben Partnerstaaten in der Europäischen Gemeinschaft ein Projekt durchgeführt, welches den sanften Tourismus fördert und nicht Recourcenzehrender Massentourismus. Damit wurde gleichzeitig anerkannt, welchen hohen Stellenwert das EuroVelo Projekt der European Cyclist Federation hat. Die EG hat jedenfalls im Interreg IIIB Programm wieder einen Millionenbetrag für die Verbesserung der NSCR bereitgestellt: Radfahren als Wirtschaftsförderung.
Hoffen wir also, dass in naher Zukunft ganz Europa auf ausgeschilderten und kartographisch erfassten Radwanderwegen mit auf Radwanderer eingerichteter Infrastruktur bereist werden kann.